Und: Warum ist diese Frage für mich als Künstlerin relevant?
Vor einem Jahr las ich fasziniert von der Forschung der Sarah Anne. Sie ist die Hauptfigur der Geschichte Rare Bird von Andrea Barrett. Am Ende war ich verstört. Ihr Wunsch man(n) solle ihre wissenschaftlichen Forschungsergebnisse fachlich anerkennen, wurde ihr als Frau des 18. Jahrhunderts per se versagt. Kurz darauf fällt mir der Text „Wie männlich ist die Wissenschaft?“ von Helga Nowotny in die Hände. Ich bin ergriffen. als mir klar wird, dass das, was die Romanfigur Sarah Anne erlebt, tatsächlich bis weit ins 20 Jahrhundert hinein der Realität von in der Wissenschaft tätigen Frauen entspricht! Als ich weiter lese bestätigt sich meine Vermutung: Damals und auch heute noch treffen Frauen in der Wissenschaft auf Widerstände, die ihre männlichen Kollegen nicht erleben. Das alles kommt mir bekannt vor. Ich kenne es aus meiner eigenen Profession: Der darstellenden Kunst
Was passiert hier eigentlich mit uns Frauen!? Fachartikel, Studien und Erfahrungsberichte nennen zahlreiche Fakten und Vermutungen. Doch wird daraus nur ansatzweise ersichtlich, was wir Frauen wirklich erleben und warum wir auch heute so viel seltener in höhere, erfolgreichere und gut bezahlte Positionen gelangen als unsere männlichen Kollegen. Ich weiß, Berufswahl und Karriereverlauf ist (geschlechtsübergreifend) geprägt durch individuelle Entscheidungen. Beides ist auch eng verwoben mit dem privaten Umfeld und institutionellen Strukturen. Es gibt nicht die eine Antwort, warum Frauen in der ihrer Karriere oft weniger Anerkennung erfahren. Doch auch die vielen Erklärungsansätze, ergeben für mich nur ein schwammiges und unpräzises Bild.
Ich habe den Wunsch dieses Bild scharf zu stellen. Mit Hilfe meiner Kunstform, der Pantomime, will ich in Zukunft einen Weg suchen weibliches Erleben in den Naturwissenschaften visuell zu erfassen. Ich möchte mich diesem Erleben über einen physischen Ausdruck annähern es dann auf der Bühne sichtbar zu machen.